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estland, finnland, norwegen und schweden, sommer 2013 |
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dienstag, 23-juli-2013: kebnekaise fjällstation, SE |
![]() karte und höhenprofil |
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wir stehen um sechs uhr auf, frühstücken und verlassen die fjällstation kurz vor 0715 uhr. die besteigung des kebnekaise, des höchsten bergs schwedens, ist einer der höhepunkte dieser reise. nach knapp sechs stunden stehen wir auf dem gipfel. der himmel ist wolkenlos, ein bilderbuchtag. die aussicht ist fantastisch. bei der toppstugan, etwas unterhalb des gipfels, essen wir zu mittag. die eigentliche herausforderung für mich ist der abstieg, denn erst jetzt wirkt sich die geschwächte muskulatur meines operierten beines aus. dank dem, dass susanne den rucksack trägt und mit hilfe der wanderstöcke gelingt der abstieg zwar langsam, aber ohne ernsthafte schwierigkeiten. nach ziemlich genau zwölf stunden sind wir wieder bei der fjällstation, müde aber sehr glücklich und äusserst zufrieden.
meine uhr weckt uns um 0600 uhr. da sich heute ein wolkenloser tag ankündigt, ist das restaurant schon fast voll. um 0715 uhr sind wir startbereit. die ersten drei kilometer wären relativ flach, aber wir verpassen eine abzweigung und müssen deshalb etwas querfeldein auf den richtigen weg hochsteigen. dies ist unser zweiter anlauf, den kebnekaise zu besteigen. bereits am 23-jul-2008, also vor exakt fünf jahren, wagten wir dieses abenteuer. damals waren unsere drei kinder mit dabei. das wetter war aber an diesem tag so schlecht, dass susanne und die jüngeren beiden bei der toppstugan, etwas mehr als ein kilometer vor dem ziel, wieder umkehrten und nur unser ältester und ich den gipfel erklommen. es regnete und es war sehr kalt, die sicht war gleich null, ohne GPS hätten wir nicht gewusst, dass wir auf dem gipfel standen, siehe tagebuch vom 23-jul-2008.
als wir in das seitental kittelbäcken einbiegen, beginnt der erste aufstieg. kurz bevor wir die hochebene am fuss des kebnekaise erreichen, machen wir einen ersten halt. bei einer quelle füllen wir unsere wasserflasche mit eiskaltem, glasklarem wasser.
bald haben wir die hochebene erreicht. wir müssen zahllose kleinere flüsse überqueren, dann folgt der nächste aufstieg. der weg führt über unwegsame, grosse steine. allerdings hat es heute kein schnee auf dem pfad, vor fünf jahren war dieser teilweise zugeschneit und daher äusserst rutschig.
oben angekommen machen wir einen zweiten halt. es hat hier halbmeter hohe schutzmäuerchen, die einen etwas gegen den wind schützen. heute ist es allerdings so warm, dass man keinen windschutz braucht, sondern im gegenteil für jedes kühlende windchen dankbar ist. wir trinken etwas tee und stärken uns mit einem getreideriegel.
allerdings trifft der begriff "oben" die sache nicht so recht, denn nun wartet ein weiterer mühsamer aufstieg auf uns. diesmal sind es gröll und lockeres gestein verbunden mit einem sehr steilen pfad, das uns herausfordert. auf gut 1700 meter über meer erreichen wir den zwischengipfel. in der ferne sehen wir auf einem gletscher mehrere menschengruppen. man kann den höchsten berg schwedens entweder auf dem wanderweg, auf welchem wir uns befinden, auf eigene faust erklimmen, oder man schliesst sich einer von bergführern geleiteten gruppe an, welche den gipfel auf dem direkteren weg besteigen. diese direktere route erfordert allerdings eine entsprechende ausrüstung inklusive steigeisen, eispickel und helm. auch wenn der aufstieg über den gletscher sicher ein spannendes abenteuer ist, so bevorzugen wir die individuelle variante.
während wir uns beim dritten zwischenhalt wiederum mit einem schluck tee erfrischen, sehen wir vor uns den knapp 200 meter tiefen einschnitt, der uns vom eigentlichen südgipfel (sydtoppen) trennt. dahinter warten noch einmal 600 höhenmeter auf uns. die berge hier wirken auf mich wie ein experiment bei dem es darum geht herauszufinden, wie hoch und wie steil man gröll anhäufen kann.
so steil wie es hinauf ging, geht es nun wieder 200 höhenmeter hinunter. wir überqueren einen zugeschneiten bach und müssen gut aufpassen, dass wir im weichen schnee nicht einbrechen und uns keine nassen und vorallem eiskalte füsse holen. das unternehmen gelingt und wir nehmen sogleich den letzten aufstieg in angriff.
wieder machen uns gröll und lockeres gestein das leben schwer. wir bewegen uns wie gewohnt in einem eher gemächlich aber konstanten tempo bergwärts. vor uns hetzen zwei jüngere männer mit grossen schritten dem gipfel entgegen. sie sind aber nach kurzem so erschöpft, dass sie eine pause machen müssen. so kommen wir ihnen immer näher und holen sie schliesslich ein. sie wollen aber verhindern, dass wir sie überholen und hetzen wieder in grossem tempo weiter. aber ihre geschwindigkeit nimmt laufend ab und sie müssen immer öfter pause machen, bis wir schliesslich an ihnen vorbeiziehen. es ist erstaunlich, wie wir immer und immer wieder auf menschen treffen, die einfach ihre kräfte nicht einteilen können ...
kurz nach mittag erreichen wir die toppstugan auf knapp 1900 meter über meer. hier deponieren wir den rucksack und geniessen für einen moment die atemberaubende aussicht. aus allen richtungen treffen menschen ein: solche, die wie wir den berg individuell in angriff genommen haben und andere aus der gegenrichtung, die den aufstieg in geführten gruppen über den gletscher gewagt haben.
der letzte kilometer und die letzten 200 höhenmeter sind für alle die selben, entsprechend sind hier viele leute unterwegs. die letzten 500 meter stapfen wir durch schnee, der frisch aussieht und sich mit seinem leuchtenden weiss wunderschön von dem herrlich blauen himmel abhebt.
heute auf dem kebnekaise zu sein, ist wie ein sechser im lotto ! was für ein unterschied zum juli 2008, als ich mit unserem ältesten bei nebel, regen und eisiger kälte auf diesem berg stand und wir nur dank GPS wussten, dass wir oben sind, siehe tagebuch vom 23-jul-2008.
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gipfel des kebnekaise sydtoppen | |
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reto und susanne vor dem gipfel des kebnekaise sydtoppen | susanne auf dem weg zum kebnekaise sydtoppen |
ein guide hat auf dem gipfel ein seil befestigt, nun wird von jedem teilnehmer ein gipfelfoto gemacht. dies führt zu einem richtigen stau auf der bergspitze. ich schlüpfe an der gruppe vorbei und mache ein paar bilder. der ausblick ist fantastisch. schliesslich setzen wir uns in die rinne im schnee und rutschen den abhang hinunter.
gegen 1345 uhr sind wir wieder bei der alten toppstugan. wir geniessen den lunch aus dem rucksack und die umwerfende aussicht auf schwedens bergwelt. ganz in der nähe kocht ein vater für seine kinder das mittagessen, er hat sogar eine kochausrüstung auf den berg geschleppt.
kurz vor 14:30 uhr nehmen wir den abstieg in angriff. nun beginnt erst die ernsthafte herausforderung für mich und mein knie. der aufstieg ging absolut problemlos. jetzt trägt susanne den rucksack und ich benutze die stöcke um mich abzustützen und mein bein zu entlasten. langsam kämpfe ich mich den steilen und rutschigen pfad hinunter. immer wieder rutscht das gröll unter den füssen weg. endlich erreichen wir die talsohle mit dem zugeschneiten bach. der aufstieg ist schon fast eine wohltat, aber doch sehr anstrengend. der abstieg auf der anderen bergseite ist aber noch viel schlimmer. während ich mich talwärts kämpfe, verschwindet der weisse gipfel des sydtoppen hinter dem zwischengipfel.
endlich erreichen wir den zwischenboden und machen einen kurzen halt. als nächstes droht uns der abstieg über die grossen felsklötze. neben dem pfad hat es ein schneefeld mit einer rinne wie auf dem gipfel. wir steigen zu diesem hinab und versuchen in der rinne auf den füssen talwärts zu rutschen. das gelingt zwar, ist aber ziemlich anstrengend. als ich ausrutsche und auf dem hosenboden lande, geht es deutlich schneller abwärts. so versuche ich gar nicht erst wieder aufzustehen, sondern sause das ganze schneefeld hinunter. der schnee ist zwar sehr kalt und rauh an den händen und meine jeans sind jetzt ziemlich nass, aber nun habe ich schon fast den ganzen abstieg hinter mir. susanne setzt sich auf ihre softshell und rutscht ebenfalls die rinne hinunter.
bald nähern wir uns den flüssen, die es zu überqueren gilt. wie schon vor fünf jahren führen uns die markierungen viel zu weit talwärts zum fluss. an dieser stelle sind die wasserläufe bereits zu breit, um sie trockenen fusses überqueren zu können. damals hatte ich den grossen fehler gemacht, dem ufer talwärts zu folgen und musste irgendwann wieder den ganzen weg zurück gehen. dank unserem GPS sehen wir genau, wo wir den fluss am morgen überquert hatten. wir kehren zu dieser stelle zurück und gelangen problemlos auf die andere seite. es folgen noch einige weitere wasserläufe, aber diese bieten keine schwierigkeiten. wir sehen einiger wanderer, welche die sache weniger clever angehen und genau wie ich damals auf der anderen flusseite immer weiter talwärts gehen, sie werden sehr weit zurück gehen müssen ...
nun folgt der letzte abstieg. langsam spüre ich die müdigkeit in meinen beinen. wir machen nochmals einen kurzen halt und füllen bei der quelle, bei welcher wir schon beim aufstieg unsere wasserflasche gefüllt hatten, diese noch einmal auf. endlich kommen wir in die ebene hinunter, aber es liegen noch zwei lange kilometer vor uns. mit jedem schritt werden die beine schwerer, aber endlich erreichen wir gegen 1915 uhr die fjällstation. gemäss GPS haben wir 19.8 km wegstrecke zurückgelegt und annähernd 2000 höhenmeter gemacht.
wir ziehen die wanderschuhe aus und gehen uns duschen - allerdings hat es nur noch lauwarmes wasser. als wir essen gehen wollen, müssen wir uns eine viertelstunde gedulden, bis es platz hat für uns. die pilzsuppe schmeckt hervorragend, der hauptgang mit elchburger etwas weniger. dafür gibt es köstlichen apfelkuchen zur nachspeise. wir sind viel zu erschöpft, um noch etwas zu tun. ich poste noch kurz etwas im facebook, dann gehen wir schlafen.
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